Der Staub wirbelte durch die Luft und trübte die Sicht. Einen Schritt nach dem anderen, sagte ich mir. Nur noch um die nächste Kurve und dann zum nächsten Baum. Der Wanderweg zum Cerro Colorado stieg immer weiter an, keine Pause gönnte er mir, keine gradlinigen Passagen, um sich vom Aufstieg zu erholen. Ganze zwei Stunden hiess es, steil den Berg rauf und das im trockenen Sand, in welchem zwei Schritte vorwärts auch gleich einen Schritt zurück bedeuteten.
Nach Empfehlung eines Hostelmitarbeiters hatte ich mich von San Martin aus auf dem Weg zur Aufstiegsstelle gemacht. Da hier keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren, hatte ich die Wahl zwischen 770 Pesos (ca. 50 Franken) für eine geführte Tour zu bezahlen oder mich allein auf den Weg zu machen und die zusätzlichen 8 km bzw. 16 km retour auch zu Fuss zurückzulegen. Die ersten Kilometer führten zwischen den Häusern der Mapuche hindurch, Ziegen, Schafe, Pferde und Hunde füllten Hof um Hof. Die Mapuche waren anscheinend lange ein nomadisches Volk, welche häufig die Anden von Chile immer wieder überquerten, um ihre Waren zu verkaufen, bis sie dann gezwungen wurden sesshaft zu werden.
Passend zur vorosterlichen Zeit hoppelte mir doch tatsächlich ein Hase über den Weg. Ich dachte, ich sehe nicht recht, aber kaum war er verschwunden, kam auch schon der nächste des Weges und noch einer. Der letzte legte einen Spurt hin, als hätte er das Gefühl, dass ich ihm gleich das Fell über die Ohren ziehe. Fragt mich jemand in Zukunft, wo die Osterhasen her kommen, dann werde ich die Antwort kennen.
Auf dem steilen Abschnitt hörte und sah ich mehrere Spechte, die munter auf die Bäume einhackten, um nach Insekten zu suchen, Papageien flogen durch die Lüfte und setzen sich auf die Äste neben mir. Ich ächzte und schleppte mich hoch. Bis kurz vor Schluss begegnete ich niemandem, dann kam mir die Gruppe entgegen, mit welcher ich auch mit gegangen wäre, wenn man mir nicht empfohlen hätte, direkt von San Martin aus loszuziehen. Ich war froh, die andere Option gewählt zu haben. In ihrem Tempo wäre ich eingeschlafen und meins war nicht allzu schnell.
Oben auf dem Gipfel bot sich ein herrlicher Blick über den Lago Lacár, Lago Lolog und im Hintergrund der Vulkan Lanín. Ich freute mich schon jetzt auf das Bad im Lago Lacar, dass ich mir gönnen würde, sobald ich wieder Playa Islita erreicht hätte und nur noch ca. 4 km von San Martin enternt wäre. Bevor ich den Berg verliess füllte ich meine Flaschen mit klarem Bergwasser, der Sicherheit zu Liebe, säuberte ich sie mit Micropur – den Tabletten, die ich letztes Jahr bereits zu diesem Zweck gekauft hatte. Am Strand angekommen hatte ich das Bad bitter nötig. Meine Schuhe, Socken und auch Beine waren braun von all dem Sand, welchen ich auf dem Weg nach unten aufgewirbelt hatte. Meine Muskeln liebten das kühle Nass und ich fühlte mich nach den ca. 28 zurückgelegten Kilometern wieder frisch genug, um die letzten paar Kilometer bis zur Dusche im Hostel zu überwinden.
Ein Gedanke zu “San Martin de los Andes, Cerro Colorado”