Das Quietschen der Scheibenwischer während der Fahrt gegen Osten und die kurvigen Strassen hielten mich auf unserem Touri-Nachtbus wach. Bei Tagesanbruch kamen wir übermüdet in einem Restaurant in der Nähe von Lago Agrio an, wo wir uns etwas ausruhen, aufs Frühstück und den weiteren Transport warten durften oder mussten. Bis zu unserer Lodge im Amazonasgebiet Cuyabeno nahm uns nämlich noch ein Minibus weitere 2 Stunden bis zum Fluss und dann noch ein motorisiertes Kanu 2-3 Stunden übers Wasser mit.
Auf der Fahrt zur unserer Unterkunft konnten wir aufgrund der Expertise unseres Guides Luis bereits etliche Tiere erspähen. Luis ist im Amazonas südlich vom Nationalpark Cuyabeno aufgewachsen und seit 18 Jahren Guide in diesem Gebiet. Es war unglaublich, wie er aus dem Nichts Tiere entdeckte, die wir nie im Leben gesehen hätten. Schlafende Minifledermäuse (Long nose bats) auf einem Baumstamm, die aussahen, als wären Sie Teil des Baums, konnten wir erst auf der Kamera von Christine erkennen. Sie hat, auch zu meinem Glück, ein Objektiv mit einem Zoom von 18-300 dabei. Meine Fotos mit meinem Standardobjektiv sehen dagegen lächerlich aus. Wir beschäftigten uns weiter auf dem Weg zur Lodge mit Affen beobachten, Vögel und Papageien erspähen und den Kaiman bewundern, der als Begrüssungskomitee vor unserer Lodge seinen Mittagsschlaf hielt.
Das gute an der Siona Lodge war, dass gleichzeitig maximal 20 Gäste auf dem Gelände sind. Am ersten Tag konnten wir mit unserer 10-er Gruppe die Lodge für uns alleine geniessen. Erst am Nachmittag des zweiten Tages traf die zweite 8-er Gruppe ein. Die anderen Lodges nehmen bis zu oder sogar über 40 Personen auf. Der Nachteil war, dass beide Gruppen nur aus Pärchen bestanden, die erst mit der Zeit auftauten und zu Anfang früh zu Bett gingen. Nun ja, auch wir waren nach der Anreise und der Nachtwanderung, die bereits am ersten Abend stattfand k.o. und freuten uns am leckeren Abendessen, aber dann auch an der frühen Bettruhe. Kurz nach 10 gingen alle Lichter aus, da der Strom mit Solarzellen betrieben wird und gespart werden musste.

Dafür waren wir am nächsten Morgen fit und munter für unsere 3 Stündige Tour durch den Dschungel. Wie am Abend vorher, trafen wir auch den Tag hindurch auf mehrere Spinnenarten und Taranteln. Ansonsten erzählte uns Luis aber vor allem viel zur Flora und zeigte uns natürliche Verhütungsmittel, Farbstoffe und die Liane, aus der der Ayahuasca Trank gemacht wird. Ayahuasca wurde im Dschungel von Ecuador, Peru, Bolivien und Brasilien von den Einwohnern seit jeher für spirituelle Erlebnisse und Rituale genutzt. Heutzutage ist sie in aller Munde, weil viele Backpacker auf die halluzinogene Wirkung aus sind und sie als Droge missbrauchen. Übrigens habe ich auf meiner Reise bereits etliche Backpacker getroffen, die vor allem wegen den günstigen Drogen herumreisen – für mich unverständlich, aber ja, jedem das seine.
Als wir bereits auf dem Rückweg aus dem Dschungel waren und mit den Gummistiefeln, die uns die Lodge zur Verfügung gestellt hatte, durch einen Sumpf gewatet sind. Hat die eine Amerikanerin ein Nest von Stechmücken oder Bienen aufgescheucht. Einige der Gäste bekamen ein paar Stiche ab, aber unser Guide hatte einen Spray dabei, der unmittelbar den Juckreiz und die Schmerzen nahm. Ausserdem gab er uns den Tipp, dass man ein Stück trockenes Holz hinter die Ohren klemmen muss und diese Handlung sogar das bessere Heilmittel ist. Muss ich unbedingt mal ausprobieren.
Nach dem Mittagessen hatten wir Zeit zur Erholung (ohja, Mittagsschlaf – sowas von gut und nötig für unseren Schlafmangel), bevor wir dann zum Schwimmen und für den Sonnenuntergang in die Mitte der Lagune fuhren. Ja, in der gleichen Lagune in der am Rand die Kaimane, Stachelrochen und elektrischen Aale ihr Revier haben. Anscheinend kommen sie nie (oder selten? oder wer weiss?) in die Mitte der Lagune, weil es hier weniger Nahrungsmittel für sie gibt. Wir liessen uns von dem Gedanken nicht betrüben und hiessen die Abkühlung in der schwülen tropischen Hitze willkommen.
Am dritten Tag besuchten wir ein Dorf des Siona-Stammes, in dem wir viel über die Lebensweise der Einheimischen lernten, mithalfen Yuca zu ernten, daraus Brot zu backen und bei einem Schamanen zu Besuch waren. Wir konnten auch ausprobieren, wie man mit einem Blasrohr umgeht. Ich habe damit doch tatsächlich als einzige von der Gruppe die Kakaofrucht getroffen, die ca. 8 Meter entfernt war. Sie wollten mich schon fast als Jägerin dabehalten 😉 Die Lebensumstände und Verhältnisse haben mir aber dann doch nicht so zugesagt. In der Nacht vorher hatten wir nämlich noch Besuch von Kakerlaken – die sind sowas von nicht meine Freunde. Die tote Tarantel im Bad hat mich dagegen weniger beeindruckt. Auch diesen Tag schlossen wir mit einem Schwumm bei Sonnenuntergang in der Lagune ab und wurden von der Crew mit Musik und gemeinsamen Gesang verabschiedet, da doch schon der letzte Abend angebrochen war.
Bevor es wieder zurück nach Quito ging, gab es noch eine früh morgendlich Ausfahrt mit dem Kanu um 05:45, um weitere Tiere zu beobachten und uns vom Amazonas zu verabschieden. Da wir diesen Ausflug, wie auch die Galapagostour und Quilotoa mit carpedm adventures gebucht hatten, gab es für die 4 Tage, 3 Nächte, die wir in der Sionalodge verbracht hatten einen Rabatt. Normalerweise hätte die Tour 320 Dollar gekostet, wir haben lediglich 280 $ bezahlt und das für Vollpension, Lodges mit Balkon, Hängematten und ein eigenes Bad. Wir hätten definitiv etwas verpasst, wenn wir diesen Ausflug nicht gemacht hätten.